Recondite ist wohl einer der Newcomer schlechthin und durfte 2013 seinen Durchbruch feiern. Sei es mit seinen Produktionen oder Livesets, der Berliner hat so einige Raver in seinen Bann gezogen. Und dies nicht umsonst, schließlich wurde er von der Groove und Resident Advisor zu den Top 10 Produzenten bzw. Liveacts gekürt. Seine Tracks sind reduziert auf den Punkt gebracht, mit aber einer derartigen Wucht und Atmosphäre ausgestattet, dass hier die Devise „Weniger ist Mehr“ völlig zutrifft. Und seine Live-Auftritte schaffen gekonnt den Spagat zwischen hypnotisch/mythischem Flair und einem leichten Hauch von Warehouse-Rave. Zu erwähnen wären natürlich noch seine Veröffentlichungen auf Dystopian, Hotflush, Innervisions und einem grandiosem Album namens „Hinterland“ auf dem amerikanischen Kultlabel „Ghostly International“.
Hallo Lorenz, du wirst ja zum Jubiläum bei uns zu Gast sein. Hast du schon mal was von dem Goethebunker gehört?
JA – habe ich! Zuletzt erst wieder im Februar, als Ryan Elliott dort war. Er hat mir eine SMS geschrieben mit folgendem Inhalt: „Hard, fast, stripped back basic channel vibes in a completely packed early 1900’s war bunker in middle Germany. Place is so full of smoke you can’t see your hand. No way back. Too far gone“. Das sagt alles oder?
Du hast auf der letzten Time Warp zwischen Sven Väth und Richie Hawtin gespielt. Wie fühlt sich das für einen Newcomer an, auf solch einem großen Rave mit diesen Namen zu spielen?
Die Woche vor dem TW Gig war ich schon nervös, da ich viel an meinem Set verändert und viele Tracks nochmal überarbeitet habe. In der Regel kehrt kurz vor der Show immer Ruhe in meinen Kopf ein. Das hilft mir meine Sache so zu machen, wie ich es von mir erwarte. Ehrlich, authentisch und mit mir selbst vereinbar, ohne dabei die Tanzfläche leer zu spielen ;).
Natürlich war das etwas sehr besonderes. Von den zwei Herrschaften, die mich da gesandwiched haben, muss ich ja nicht viel erzählen. Sehr schön war der Moment, als Richie Hawtin zu meinem letzten Track (einer der neuen Acid Tracks) ein paar percussive Elemente hinzugefügt hat, um danach sein Set zu starten.
Deine Tracks leben von einem gewissen mythischen und düsteren Flair, ich würde sie sogar teilweise als melancholisch bezeichnen, insbesondere das Album. Woher kommt dieser Einfluss?
Das ist eine gute Frage. Die Beobachtung ist auf jedenfall zutreffend. Komplett zu ergründen, wo solcherlei Grundstimmungen hergekommen sind, ist aus meiner Sicht gar nicht nötig. Diverse Eindrücke, die man während des groß Werdens sammelt, Bilder mit denen man im Alltag als Kind konfrontiert wird oder von der Natur gezeichnet, haben bei mir bestimmt eine maßgebliche Rolle gespielt.
Gib uns doch bitte einen kleinen Einblick in dein Studio Setup. Welche Hardware/Software verwendest du am meisten? Was sind deine Lieblingsspielzeuge?
Die Antwort auf diese Frage fällt wohl ähnlich minimalistisch aus, wie mein Setup. Ich arbeite ausschliesslich „In The Box“, also im Computer mit Ableton als Herzstück. Dazu eine Klaviatur mit einem Pad/Knob-Controller, der Computertastatur, der Maus, einem grossen Bildschirm und zwei Yamaha Monitorboxen.
Du definierst dich als ein Liveact, der im Stile eines DJs seine Musik dementsprechend dem Publikum anpassen kann. Wurde dir diese Aussage auch mal zum Verhängnis? Im Sinne, dass du eventuell zu viele Kompromisse eingehst, um dein Liveset funktional zu gestallten? Wie sind da deine eigenen Ansprüche?
Gute Frage! Zwei Dinge bewahren mich davor Kompromisse einzugehen, mit denen ich mich selbst nicht mehr identifizieren könnte:
Zum einen die Tatsache, dass ich in erster Linie die Dramaturgie und den Inhalt meiner Sets meinen aktuell vorherrschenden Launen unterordne und dementsprechend anpasse. Zum anderen: Aufgrund der Tatsache, dass ich ausschliesslich meine eigenen Stücke zum Besten gebe, kann ich immer davon ausgehen, dass der Inhalt persönlich ist.
Man kann die Flexibilität von der ich spreche, welche mir als Liveact wichtig ist, einmal so auslegen, dass ich versuche auf unterschiedliche Begebenheiten im Club oder auf einem Festival oder der Stimmung der Crowd einzugehen. Oder eben auch als etwas, was mir den Freiraum lässt, so zu spielen, wie ich mich fühle.
Im Laufe meiner Phase als Beobachter von DJs und Liveacts ist mir bei den Setups mit viel Hardware und den ganzen Möglichkeiten doch oft aufgefallen, dass Aufgrund der Schwierigkeit mit zwei Händen in Echtzeit einen kompletten Track zu reproduzieren, welcher vielleicht Stunden im Studio gebraucht hat, dich in deiner Performance erheblich einschränkt. Der Musiker ist viel zu sehr mit der technischen Arbeit beschäftigt, als dass er noch in der Lage wäre, auf spontane Emotionen seinerseits oder des Publikums einzugehen oder sie gar erstmal zu spüren.
Wenn du mal einen nicht so kreativen Tag im Studio hast, was ist die besten Ablenkung für dich?
Meistens ist das entweder Sport, Zeitung lesen oder Videospielen. Ich merke das meistens sehr schnell, wenn ich mich nicht nach Musik fühle und setze mich garnicht erst ran.
Wer sind deine favorisierten Produzenten zur Zeit (nicht nur elektronisch)?
Noah Shebib und Hans Zimmer
Danke für deine Zeit und das Interview. Bis zum 30.04 😉
Interview Ahmet Sisman
Event: 30.04.14 – 7 Jahre Goethebunker w/ Recondite (live) & Daniel Wang | https://www.facebook.com/events/1461983404021171
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